Landkreisübergreifende Waldbrandübung der Feuerwehren
Der Klimawandel stellt die Feuerwehr vor neue Herausforderungen – eine davon ist die zunehmende Gefahr von Waldbränden. Um für den Ernstfall gut vorbereitet zu sein, übte die Feuerwehr Oberkochen am vergangenen Dienstag gemeinsam mit weiteren Wehren aus dem Ostalbkreis und Kreis Heidenheim im Bereich der Biltzhütte das Löschen von Waldbränden sowie die wehrübergreifende Zusammenarbeit.
Bisher blieb der Ostalbkreis von größeren Wald- und Flächenbränden weitgehend verschont. Doch in Zeiten des Klimawandels wird dieses Szenario immer wahrscheinlicher: Steigende Temperaturen, lange Trockenperioden und zunehmende Extremwetterlagen führen dazu, dass auch Wälder in unserer Region stärker gefährdet sind. Oft entwickeln sich Waldbrände rasch zu Großschadenslagen, die von einer einzelnen Feuerwehr nicht mehr allein bewältigt werden können. Um für solche Situationen gerüstet zu sein, organisierte die Feuerwehr Oberkochen eine gemeinsame Waldbrandübung mit den Feuerwehren aus Essingen, Königsbronn, Aalen sowie der Werkfeuerwehr Zeiss und insgesamt 60 Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmännern.
Welche Herausforderungen hat die Feuerwehr bei Waldbränden?
Im Gegensatz zu Einsätzen im Stadtgebiet stellen Waldbrände die Feuerwehr vor eine Reihe besonderer Herausforderungen, die nur durch gezielte Ausbildung und regelmäßige Übungen bewältigt werden können.
Meldung des Feuers und schnelle Ausbreitung: Waldbrände bleiben oft lange unbemerkt, da in abgelegenen Gebieten nur wenige Menschen unterwegs sind und – anders als in modernen Haushalten – keine Rauchmelder vorhanden sind. Kommen dann Trockenheit, Wind und dichter Bewuchs hinzu, breitet sich das Feuer rasch aus – oft schneller, als die Einsatzkräfte reagieren können.
Zugänglichkeit des Geländes: Viele Waldgebiete sind schwer zugänglich, was den Einsatz von Löschfahrzeugen und schwerem Gerät erheblich erschwert. Hinzu kommt, dass viele Feuerwehrfahrzeuge auf Straßenfahrgestellen basieren und trotz Allradantrieb nicht über genügend Bodenfreiheit verfügen, um unwegsames Gelände zu befahren. Auch das Gewicht der Fahrzeuge und der Ausrüstung macht den Transport durch den Wald mühsam und kräftezehrend.
Personalmangel und hohe körperliche Belastung: Lange Einsätze bei großer Hitze bringen Feuerwehrleute schnell an ihre physischen Grenzen. Die Einsatzkleidung schützt zwar zuverlässig vor Flammen und Hitze von außen, doch sie isoliert den Körper so stark, dass sich die Hitze im Inneren staut. Man kann sich das vorstellen wie Joggen im Schneeanzug in der prallen Sonne.
Wie stellt die Feuerwehr die Wasserversorgung im Wald sicher?
Eine der größten Herausforderungen bei Waldbränden ist die Löschwasserversorgung. In abgelegenen Waldgebieten fehlen meist Hydranten oder andere Wasserentnahmestellen. Deshalb müssen lange Schlauchleitungen mit zwischengeschalteten Pumpen verlegt werden, um das Wasser zur Einsatzstelle zu bringen.
Als Zwischenspeicher dienen dabei große Faltbehälter, die schnell aufgebaut werden können. Die Feuerwehr Essingen verfügt über zwei dieser Wasserbehälter, die jeweils rund 5000 Liter Wasser fassen. Gespeist werden sie von Löschfahrzeugen, die im Pendelverkehr zwischen einem Hydranten in der Stadt und der Einsatzstelle im Wald verkehren.
Bei der Übung waren insgesamt fünf Löschfahrzeuge beteiligt, die im Pendelverkehr rund 40.000 Liter Wasser an die Einsatzstelle transportierten. Unterstützt wurde der Einsatz durch zwei Gerätewagen, die Pumpen, Schläuche und weitere Ausrüstung zur Wasserförderung in schwierigem Gelände mitführten.
Wie koordiniert man solche großen Einsatzlagen?
Sicher haben Sie schon einmal Bilder von riesigen Waldbränden in Kalifornien gesehen, bei denen Löschflugzeuge im Einsatz sind und Feuerwehrleute sich mit dem Fallschirm aus Flugzeugen stürzen, um in unzugänglichen Gebieten Gegenfeuer zu legen. So spektakulär ist die Ausstattung der Feuerwehren in Deutschland nicht – und zum Glück ist das hier bisher auch nicht nötig. Trotzdem ist die Koordination solcher Großschadenslagen äußerst anspruchsvoll und entscheidend für den Einsatzerfolg.
Waldbrände erfordern die enge Zusammenarbeit verschiedener Feuerwehren, Katastrophenschutzeinheiten, teilweise auch des THW oder der Bundeswehr. Die Einsatzleitung ist dabei besonders gefordert, denn das Lagebild kann sich binnen Minuten ändern: Starke Winde können neue Brandherde entfachen oder das Feuer plötzlich in eine völlig andere Richtung treiben.
Genau dieses Szenario wurde auch bei der Übung angenommen: Eine simulierte Winddrehung zwang die Einsatzkräfte dazu, sich rasch neu zu positionieren. Um in solchen Situationen den Überblick zu behalten, setzt die Feuerwehr Oberkochen auf die eigene Drohne. Aus 120 Metern Höhe liefert sie hochauflösende Bilder, mit denen sich Brandherde sowie Gefahrenbereiche gut erkennen lassen. Diese Luftbilder helfen der Einsatzleitung, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Kräfte gezielt zu koordinieren.
Nicht zuletzt ist auch die Funkverbindung über weite Strecken im unwegsamen Gelände eine Herausforderung. Besonders in Tälern, wie sie auch diesmal geübt wurden, ist der Funkkontakt oft eingeschränkt – was eine durchdachte Kommunikation und Redundanz in der Technik umso wichtiger macht.
Wie kann ein Wanderer einen Waldbrand genau melden?
Wenn Sie ein modernes Smartphone besitzen, können Sie der Leitstelle im Notfall die genauen GPS-Koordinaten Ihres Standorts mitteilen – oder, falls nötig, auch direkt geortet werden. Noch einfacher und vor allem genauer funktioniert dies mit der App „what3words“. Die App teilt die gesamte Erdoberfläche in ein Raster von 3 × 3 Metern auf. Jeder dieser kleinen Abschnitte ist durch eine einzigartige Kombination aus drei Wörtern eindeutig gekennzeichnet – auch in abgelegenen Gebieten ohne Straßen oder Hausnummern. So können selbst Orte mitten im Wald exakt bestimmt werden.
Der Ort der Feuerwehrübung trug zum Beispiel die Bezeichnung „tierart.zirkel.unendlichkeit“. Diese Wortkombination ist so eindeutig, dass Verwechslungen ausgeschlossen sind. Die Leitstelle weiß dadurch ganz genau, wohin sie Einsatzkräfte schicken muss – eine wertvolle Hilfe im Ernstfall.